Vom "einfachen" Leben

Judith Franken berichtet von ihrem Einsatz auf der Insel Palawan, Philippinen.
Kochstelle betrieben mit Feuerholz

"Heute möchte ich die Art und Weise beschreiben, wie ich hier lebe. Es ist alles andere als am Limit, besser gesagt einfach. Wir beschränken uns auf das, was wir brauchen, und sind abhängig von den natürlichen Ressourcen.

Unser Herd ist nicht gasbetrieben, sondern läuft mit Feuerholz, das wir hin und wieder sammeln und hacken müssen. Das Holz wird dann angemacht und *schwupps* hat man seine Kochstelle. Von wegen unterschiedliche Stufen und Turbomodus. Das Essen schmeckt auch so.

Das Wassersystem baut auf Regenwasser. Wenn es tagsüber regnet (zum Glück ist gerade Regenzeit), fließt das Wasser über die Regenrinnen in einen großen Tank, von wo aus es in verschiedene kleinere Tanks unterteilt wird. Das Wasser zum Waschen, Kochen und Spülen, kommt aus diesen Tanks.

Auch das Trinkwasser der Lernenden ist Regenwasser, das aber in einem eigens angelegten Filtersystem gesäubert wird. Das System ist so genial wie einfach. Steine unterschiedlicher Größen (von Handflächengröße bis Kies) werden vom Wegesrand gesammelt und mehrfach gründlich gewaschen, bis das Waschwasser nur noch leicht bräunlich ist. Anschließend werden die Steine geschichtet in einen Kanister gegeben (die Großen zuunterst, der Kies ganz oben), wo oben das Regenwasser eingeführt wird. Das Wasser sickert wie in einem natürlichen Filter durch die einzelnen Gesteinsschichten und fließt durch einen Schlauch zum Auslauf, wo ein Behälter bereitsteht. Die großen Steine müssen unten liegen, damit die Kleinen nicht den Schlauch verstopfen. Einen Tag muss das Wasser durchlaufen, bis die Steine ganz gereinigt sind und das Ergebnis trinkbar ist. Simpel, aber effektiv.

Die größten Anpassungsschwierigkeiten hatte ich mit der Toilette und der Dusche. Statt Duschkopf benutzen wir einen Eimer, in den wir Wasser einfüllen und uns das über den Kopf gießen. Ice Bucket Challenge ist so 2015. Das funktioniert erstaunlich gut und macht mich nicht so fertig, wie die Tiere, die sich in unserer Dusche manchmal rumtreiben. Meine Duschgenossen waren eine Spinne von der Größe meiner Handfläche sowie ein Tausendfüßler, der sich komisch gewunden hat und mich von der eigentlichen Dusche abgelenkt hat.

Die Toilette ist schwieriger, weil es keine Spülung gibt. Es muss also wieder der Eimer her, mit dem wir Wasser in die Toilette schütten. Zum Glück haben die Schwester eine Spülung, die aber nur einmal in zehn Minuten funktioniert und das mit halber Kraft. Aber man kann sich ja bekanntlich an alles gewöhnen.

Die Bedingungen hier sind also ungewohnt, ganz anders als zuhause und ich musste erstmal schwer schlucken. Aber nach mittlerweile drei Wochen (ist das zu glauben?) habe ich mich auch damit abgefunden. Um ehrlich zu sein, habe ich festgestellt, dass es mir eigentlich an nichts fehlt. Mit Essen und Trinken bin ich versorgt. Ebenso habe ich ein Bett, ein Dach überm Kopf und mehr oder weniger fließendes Wasser. Was ich brauche, ist vorhanden und alles andere ist verzichtbar. Auch wenn ich mich ein bisschen nach meiner Klospülung sehne…"

(Judith Franken)

Großer Tank mit gesammeltem Regenwasser.
Kleine Tanks dienen zur Verteilung des Wassers.

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