Alessia in Kamerun
Was tun nach dem Abitur?
Diese Frage hat mich bereits ein Jahr vor meinem Abschluss stark beschäftigt. Was ich auf jeden Fall wusste, war, dass ich nicht direkt mit dem Studium beginnen wollte. Denn direkt nach dem Abitur wieder „nur Bücher wälzen“ erschien mir erdrückend. „Etwas Sinnvolles tun, Grenzerfahrungen machen, meine Komfortzone verlassen, persönlich reifen“, das waren die Ziele für meinen nächsten Lebensabschnitt.
Angetrieben von diesen Gedanken habe ich mich für einen VIDES-Freiwilligendienst entschieden und, was soll ich sagen, es war für mich die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Mein Einsatz in Bafia, Kamerun, hat mich stark geprägt und ich kann mir nicht vorstellen, dass sich mein Leben ohne diese Erfahrung so entwickelt hätte.
Was war denn nun so toll?
Aber nun ganz konkret – wie sah mein Einsatz aus: Ich habe meinen Freiwilligendienst in einer kleinen Stadt in Kamerun, Westafrika absolviert. Direkt nach der Landung am Flughafen merkte ich schon, dass ich in einer komplett anderen, klimatischen Umgebung als auch Kultur gelandet bin. Aber viel Zeit zum Nachdenken blieb nicht, denn nur 2 Tage nach meiner Ankunft, begann das neue Schuljahr und ich trat meine verschiedenen, mir übertragenen Aufgaben an.
Vormittags habe ich – zu Beginn in Begleitung, später alleine – eine 1. Klasse der örtlichen Grundschule in Mathe und Lecture (Deutsch) unterrichtet. Anschließend gab ich Englischstunden im Ausbildungszentrum der Don Bosco Schwestern und nachmittags, dann ebenfalls dort, Nachhilfeunterricht für ältere Schüler.
Meine Abende habe ich mit den Internatsmädchen, die auf dem Gelände der Schwestern untergebracht waren, verbracht. Mit den jungen Frauen im Alter von 14 bis 23 Jahren sind dann im Laufe der Zeit auch tiefe Freundschaften entstanden. Ich habe in einem Zimmer direkt neben dem Internat gewohnt, während die Schwestern in ihrem Schwesternhaus lebten.
Nichtsdestotrotz habe ich jeden Abend, beim gemeinsamen Essen und Gebet, Zeit mit den Don Bosco Schwestern verbracht, die jederzeit ein offenes Ohr für mich hatten. Ich schätze die Zeit, die ich mit ihnen verbringen durfte, denn im Nachhinein betrachtet hatte ich die Ehre, ein Teil der Gemeinschaft zu sein. Unsere gemeinsamen Gespräche inspirieren mich auch heute noch.
Am Wochenende hat unseren Stadtbezirk dann immer das Don Bosco Fieber gepackt. Die Kinder strömten teilweise nur so in das Oratorium, bei dem wir gemeinsam musizierten, Gruppenspiele machten und vieles mehr. Auch wenn das Betreuen von bis zu 150 Kindern sehr anstrengend sein konnte, war es doch jedes einzelne Mal ein Highlight der Woche. Denn in meiner und auch den anderen Don Bosco Einsatzorten stehen die Kinder und deren Wohl immer an erster Stelle, was die meisten Kinder so aus ihrem Alltag nicht kennen, da sie bereits in jungen Jahren arbeiten müssen.
Dinge, die mich sehr motiviert haben
Während meines anstrengenden Alltags bekam ich viele Motiviationshilfen. Zum Beispiel jeden morgen, wenn ich „meine“ 1. Klasse betreten habe. Dann sind knapp 60 Kinder auf mich zugerannt, um mich mit einer Umarmung zu begrüßen und anschließend „dreckig“ zu lachen, weil ich halb zu Boden gefallen bin.
Eine Garantie, gemeinsam mit den Internatsmädchen zu lachen, war, zusammen zu tanzen. Ich konnte mich bei weitem nicht so rhythmisch bewegen wie die anderen, was immer zu lustigen Momenten führte.
Fazit
Der Aufenthalt in Kamerun hat mich in nahezu jeder Hinsicht meines bisherigen Lebens geprägt, ob es Momente waren, in denen ich über mich hinausgewachsen bin und mich selbst besser kennengelernt habe, oder ob es neue, kulturelle Erfahrungen und Freundschaften waren. All das möchte ich nicht missen, aber dafür muss man sich aus seinem bekannten Alltag herauswagen. Das erfordert natürlich Mut, lohnt sich aber!