Kalt duschen, ohne zu zittern

VIDES-Volontärin Weronika Vogel gibt humorvolle Einblick in den Volontariatseinsatz in Papua Neuguinea.

Weronika Vogel aus Görlitz (Sachsen) ist seit einem Monat auf der Insel Sidea, Papua Neuguinea, und lebt dort im Missionszentrum der Don Bosco Schwestern. Ihre Aufgaben sind vielfältig.

Englischunterricht
Seit letzter Woche unterrichte ich nun alle zehn Klassen in Englisch und Sport - demnächst auch in Mathe.
In Englisch dreht es sich hauptsächlich ums Lese- und Hörverstehen, Grammatik und Rechtschreibung. Ich habe die Narnia-Chroniken als Schullektüre eingeführt und alle sind sehr fasziniert von dem Schnee und dem Faun.

Sportunterricht
Ich leite jeden Mittwoch von 5.30 bis 6.30 Uhr den Morgensport. Das ist sogar für mich machbar, ihr Zweifler! Ich lasse meine Schülerinnen Runden laufen, Dehnübungen machen, von einer Seite auf die andere rennen und tanzen. (An dieser Stelle möchte ich mich bei all meinen Sportlehrer/innen bedanken. Ohne sie würde ich Kniehebelauf, Hopsalauf, Seitstellschritt und Anfersen nicht so gut beherrschen.) Den Anblick von 200 Schülerinnen im Krebsgang auf einem gut bewachsenen Feld werde ich nicht so schnell von der Netzhaut bekommen.

Chor
Abgesehen davon leite ich den Chor, der aus ungefähr 30 Schülerinnen besteht. Anfangs hatte ich ja so meine Zweifel, wie ich einen Chor leiten soll, in dem niemand Noten lesen kann, aber das ist gar kein Problem! Ich singe das Lied zweimal vor, dann spiele ich es auf der Geige, und die Mädchen singen nach. Sie haben wirklich ein gutes Gehör und treffen die Töne! Zurzeit bringe ich ihnen Taizé-Lieder bei, weil ich plane, Taizé-Gebete einzuführen. Es läuft wirklich gut, auch mehrstimmig! Beim Bass oktavieren sie, aber den Tenor bekommen einige problemlos hin.

Kantine
Zudem arbeite ich weiterhin jeden Tag in dem kleinen Laden, der „Canteen“, in dem die Mädchen verkaufen üben. Es gibt Mehl, Zucker, Salz, Öl, diverse Waschartikel, Knabberzeug, Flipflops, Guthabenkarten fürs Handy, Kaugummis u.s.w. Ich bin für die Kasse zuständig (An dieser Stelle: Grüße an meine Freundin im Einzelhandel, im Gegensatz zu dir hab ich viel zu viel Kleingeld, das zudem ungeordnet ist, dass ich meistens panisch darin herumwühlen muss, um endlich ein 50-Toya-Stück zu finden). Abends zählen wir die Einnahmen des Tages.

Hier noch eine Liste der Fähigkeiten, die ich bereits erwerben konnte:

  • die Geldscheine anhand der Farbe erkennen
  • direkt aus der Kokosnuss trinken, ohne mich von oben bis unten zu bekleckern
  • das Zuckerrohr mit dem Buschmesser schälen, ohne mich zu schneiden
  • die Schale der Papaya zerteilen, ohne, dass Stücke auf dem Boden landen
  • kalt duschen ohne zu zittern
  • überhaupt duschen, ohne sich um die Riesenspinne (getauft auf den Namen Arkadia) in der Ecke zu kümmern
  • auf dem Steg stehen, und das zwei Stunden am Stück, ohne einzuknicken
  • diverse Gebete auf Englisch auswendig können
  • Zeitangaben entspannter sehen
  • wissen, dass ich nie wieder das langsame Boot besteigen darf, weil ich darauf seekrank werde. Das „Dingey“ ist weitaus besser. (Und hier möchte ich nochmal betonen, wie beeindruckt ich davon bin, dass die Klasse, mit der ich auf dem Boot war, mich immer noch respektiert. Eine Lehrerin, die vier Stunden lang über der Reling hängt, dabei festgehalten werden muss und danach quer über zwei Schülerinnen schläft, büßt üblicherweise viel von ihrer Autorität ein.)

(Weronika Vogel, VIDES-Volontärin in Papua Neuguinea, beschreibt ihre Erlebnisse auf ihrem Blog)

VIDES Freiwilligendienst

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