Alix in Ecuador
Du hast in einer Gemeinschaft mit Don Bosco Schwestern gelebt. Was hast du dabei nicht erwartet?
Was mich am Anfang am meisten überrascht hat, war die große Gastfreundschaft der Schwestern. Ich selbst besuchte das Gymnasium der Missionsbenediktiner in St. Ottilien und habe mitbekommen, wie die Mönche leben. Dort gab es sehr selten Anlässe, zu denen Fremde ins Kloster durften. Bei den Don Bosco Schwestern war das komplett anders. Es waren regelmäßig Gäste beim Essen da, aber auch für Übernachtungen. Diese Gastfreundschaft und Offenheit fand ich sehr schön.
Was waren deine Aufgaben?
Ich bereitete die Schülerinnen auf die Erstkommunion vor, unterrichtete Religion in der 12. und 13. Klasse des „Bachillerato técnico María Mazzarello“, bildete Ministrantinnen aus, unterstützte die Jugendgruppe „Colmena“ und half mit bei allem, was es noch so zu machen gab, besonders in der Schulpastoral.
Du hast Schülerinnen auf die Erstkommunion vorbereitet. Inwiefern unterscheidet sich die Vorbereitung in Ecuador von der in Deutschland?
Da gibt es tatsächlich große Unterschiede. Die Kinder empfangen in Ecuador später die Erstkommunion, erst mit zehn oder elf Jahren. Die Vorbereitung ist wesentlich intensiver. Zwei Jahre lang kommen die Schülerinnen jeden Samstag zur Katechese. Es gibt auch für jede „Stufe“ der Vorbereitung ein eigenes Buch.
Sehr beeindruckt war ich aber vor allem von dem Engagement der „catequistas“ (Katecheten). Das sind zum größten Teil Schülerinnen der Oberstufe, die samstags noch die Motivation haben, die jüngeren Schülerinnen auf die Erstkommunion beziehungsweise Firmung vorzubereiten.
Deine Aufgabe im zweiten Halbjahr war der Religionsunterricht. Wie kam es dazu, und was hat dir dabei am meisten Spaß gemacht?
Vor zwei Jahren war Clara, eine Freundin von mir, Volontärin in Riobamba. Sie hat damals Religion und Sport unterrichtet. Dadurch wusste ich, dass so was grundsätzlich möglich ist. Bei meiner Ankunft waren meine Spanischkenntnisse aber noch nicht so toll. Vor Beginn des zweiten Halbjahrs habe ich Sor Mercy, die Direktorin der Schule, gefragt, ob ich im zweiten Halbjahr unterrichten dürfte.
Es hat mir wirklich großen Spaß gemacht, und deswegen möchte ich später gerne auch in der Lehre bzw. als Dozentin arbeiten. Im Unterricht wird wesentlich mehr mit der Bibel gearbeitet, als ich es aus meinem Religionsunterricht in Deutschland in Erinnerung habe. Ich habe versucht, den Unterricht möglichst abwechslungsreich zu gestalten. Am schönsten war es, wenn ich meine Schülerinnen zum Lachen bringen konnte.
Was vermisst du am meisten, seit du wieder zu Hause bist?
Ich vermisse vieles. Die Schülerinnen, die Schwestern, die Kollegen, die Umzüge und Fiestas, die Musik, die fröhlichen Gottesdienste, aber auch so alltägliche Dinge wie die frischen Obstsäfte und natürlich die Vielfalt dieses wunderschönen Landes! Mal Lust auf Sommer? Einfach in den Bus setzen, und nach fünf Stunden ist man in Guayaquil, wo es ganzjährig über 30° C hat. Oder auf Dschungel? In drei Stunden kommt man bis zur Stadt Puyo im tropischen Regenwald. Oder vielleicht doch lieber Schnee? In einer Stunde ist man beim Chimborazo, dem höchsten Berg Ecuadors.