Elisabeth in Puerto Rico
Du warst in Puerto Rico und in der Dominikanischen Republik. Wie hast du die Länder wahrgenommen?
Puerto Rico habe ich als eine wunderschöne grüne Insel wahrgenommen, mit sehr freundlichen und aufgeschlossenen Einwohnern. Drei Wochen vor meiner Ankunft zog der Hurrikan „María“ über Puerto Rico. Die Auswirkungen waren deutlich zu sehen und zu spüren. Das größte Problem war die fehlende Strom- und Wasserversorgung, die teilweise erst nach Monaten wiederhergestellt werden konnte. Die Don Bosco Schwestern organisierten einen Hilfseinsatz, bei dem wir mit vielen Freiwilligen Essen, Wasser, Lebensmittel, Hygieneartikel und Decken an die Menschen verteilen konnten, die vom Hurrikan schwer getroffen worden waren.
Während meines Einsatzes in der Dominikanischen Republik fiel mir im Vergleich zu Puerto Rico der soziale Unterschied auf. Obwohl es als Urlaubsland bekannt ist, gibt es sehr viele ärmere Menschen.
In welchen Projekten der Don Bosco Schwestern warst du?
Ich war insgesamt in drei verschiedenen Projekten. In Orocovis, Puerto Rico war ich im Projekt „Centro María Mazzarello – Alespi“, das ist eine Schule, bei der Kinder ab dem Kindergarten bis zur Reifeprüfung begleitet werden.
In der Dominikanischen Republik half ich einen Monat lang im Feriencamp „Canillitas“ mit, danach machte ich mich auf den Weg nach Barahona, dort verbrachte ich die letzten zwei Monate meines Einsatzes in der Gemeinschaft „María Auxiliadora“, einer Volks- und Mittelschule.
Welche Aufgaben hattest du?
Zu meinen Hauptaufgaben gehörten die Unterstützung der Lehrer, Nachhilfeunterricht, Arbeiten in den Feriencamps, Freizeitgestaltung und die Mithilfe im Alltag. Eine meiner liebsten Aufgaben war, immer für die Kinder und Jugendlichen da zu sein. Ganz gleich, ob als Freundin, Bezugsperson oder Spielgefährtin.
Was hat sich während deines Einsatzes als schwieriger herausgestellt, als du es erwartet hast?
Anfangs war ich gefordert, mit meinen Spanischkenntnissen mit der Sprachgeschwindigkeit und dem Dialekt zurechtzukommen. Das legte sich jedoch in den ersten Monaten. Während der ersten zwei Monate hatten wir keinen Strom und Wasser nur unregelmäßig zur Verfügung. Das hieß kein Internet, kein Telefon, kein Fernsehen, um 20 Uhr mit Taschenlampe ins Bett und duschen ab und zu nur mit kaltem Wasser aus dem Eimer.
Du hast in einer Gemeinschaft mit den Don Bosco Schwestern mitgelebt. Was hat dich am meisten überrascht bzw. war unerwartet?
Für mich unerwartet war, dass zum Beispiel in Puerto Rico vier Schwestern für eine Schule mit ca. 300 Schülern und ca. 40 Mitarbeitern für den Erhalt und den reibungslosen Ablauf verantwortlich sind. Der Tagesablauf der Schwestern beginnt bereits um fünf Uhr am Morgen und endet meist erst gegen neun Uhr am Abend.
Gab es einen bestimmten Menschen vor Ort, der dich beeindruckt hat?
Während meines Einsatzes lernte ich eine alte Dame kennen. Ihre Mutterliebe beeindruckte mich sehr. Obwohl sie sehr krank ist, in einer Baracke lebt und auf freiwillige Hilfe angewiesen ist, lehnt sie das Angebot, in eine Notunterkunft aufgenommen zu werden, ab. Sollte sie das Haus, in dem sie mit ihrem
35-jährigen, alkoholabhängigen Sohn lebt, verlassen, würde er auf die Straße gesetzt werden, da das Haus nicht ihnen gehört.
Was hat sich für dich seit deinem Einsatz geändert?
Der Begriff „Armut“ hat sich für mich geändert. Durch die ärmlichen Lebensverhältnisse, in denen die Kinder speziell in der Dominikanischen Republik aufwachsen müssen, habe ich gesehen, dass Armut, so wie ich sie in Österreich kannte, noch bei Weitem schlimmer sein kann.
Wenn du den Kindern/Jugendlichen an deinem Einsatzort einen Wunsch erfüllen könntest, welcher wäre das?
Für die Kinder in Orocovis wünsche ich mir mehr Bewegungsmöglichkeit und gesünderes Essen.
In der Dominikanischen Republik wünsche ich den Kindern menschenwürdige Wohnmöglichkeiten mit Sanitäranlagen, Strom und sauberem Trinkwasser. Und ich wünsche allen die Chance, ihre Lebenssituation aus eigener Kraft verbessern zu können.