Mia in Italien
„Ciao bella!”
Wenn man dieses Wort täglich zur Begrüßung und Verabschiedung hört, kann man nicht anders, als sich wohlzufühlen. Mit Italien verbindet man sofort gutes Essen, gutes Wetter und gute Laune. Aber ich wusste, dass ich durch mein VIDES Volontariat das Land nicht nur als Touristin kennenlernen würde. Und darauf war ich sehr gespannt!
Meine Zeit in Ladispoli
Sechs Monate lebte ich in Ladispoli, einer kleinen Hafenstadt in der Nähe von Rom. Gleich am ersten Tag lernte ich neben der fünfköpfigen Schwesterngemeinschaft auch die Kinder aus dem Internat kennen. Die meisten von ihnen wurden vom Jugendamt in unsere Einrichtung gebracht, weil ihre familiäre Lage zu gefährlich oder belastend für sie eingeschätzt wurde. Wir versuchten ihnen also ein möglichst schönes neues Zuhause auf unbestimmte Zeit zu bereiten. Wir spielten viel zusammen, machten gemeinsam Hausaufgaben, unternahmen kleine Ausflüge in die Stadt oder an den Strand und abends kuschelten wir und gemütlich aufs Sofa, um Disneyfilme zu schauen (fürs Italienisch Lernen sehr empfehlenswert 😉).
Nachmittags arbeitete ich einer Hausaufgabenbetreuung und anschließend im Oratorium, einer Art Jugendzentrum mit verschiedensten Freizeitangeboten: Gitarre, Tanzen, Theater, Singen, … Ich habe dann bald den Hip-Hop Unterricht übernommen. Die Kinder waren nicht nur unterschiedlich alt (6-16 Jahre), sondern auch aus unterschiedlichsten Herkunftsländern (Rumänien, Tunesien, Indien, Senegal, Ägypten, Pakistan, Ukraine, Albanien, Brasilien, …), mit dementsprechend unterschiedlichen Italienisch Kenntnissen und verschiedenen Religionen. Hier war meine Rolle sehr vielfältig: Lernmotivatorin, Spielgefährtin, Aufpasserin, Streitschlichterin und Schiedsrichterin bei allerlei wilden Fußballpartien.
Es wurde also nie langweilig, besonders weil wir BetreuerInnen und die Schwestern sich große Mühe gaben, immer wieder besondere Aktionen wie Schnitzeljagt, Turniere und Aufführungen zu veranstalten. Jeden Tag bei Wind und Wetter wurden die Tore zu unserem Innenhof geöffnet. Jeden Tag verbrachten wir mit 40 bis 60 Kindern und Jugendlichen den Nachmittag. Und jeden Tag konnte man beobachten, wie sie sich immer mehr einlebten, wie sie lernten und spielten, wie sie sich stritten und wieder versöhnten. Es war wahnsinnig schön ein Teil dieses Ortes zu sein, an dem sie Sicherheit finden und Freundschaften knüpfen konnten.
Hat mich mein Volontariat in Italien verändert?
Ich esse jetzt viel mehr Pasta und höre immer noch liebend gerne italienische Charts. Aber darüber hinaus finde ich, dass ich durch den ständigen Kontakt mit den Kindern definitiv feinfühliger, durch ihre ganzen verrückten Spiele ein bisschen kreativer, durch die vielen Don Bosco Feste besser im Organisieren und durch den Hip-Hop Unterricht selbstbewusster geworden bin. Ich nehme ganz viele tolle Gespräche und Begegnungen, herzliche Umarmungen und viele selbstgebastelte Geschenke mit nach Hause. Ciao bella Italia – wir sehen uns wieder 😊