Wildschweine, Kühe und "sieste"

Alltag in Cotonou - ein Brief von Volontärin Nathalie Schachinger.
Volontärin Nathalie mit Vorschulkindern
Wildschweine in Djidjé, dem Viertel der Vorschule.

In Österreich sieht man recht schnell mal jemanden einen morgendlichen, nachmittäglichen oder abendlichen Spaziergang mit seinem Hund machen, das berühmte „Gassi-Gehen“. Die ein-, zweimal, die ich hier jemanden mit einem Hund an der Leine gesehen habe, war ich verwundert stehengeblieben und hätte mir fast die Augen gerieben.

Tiere in der Großstadt
Haustiere sind hier im Grunde ein Fremdwort und Hunde sieht man hauptsächlich streunend und verdreckt am Markt zwischen Müll und Abfall. Ja, die Tierwelt hier in Cotonou ist schon recht interessant, wenn auch nicht ganz so exotisch, wie erwartet. Ziegen und Hühner findet man hier überall, ja wirklich überall. Auf der Straße, am Markt, auf unbeaufsichtigten Verkaufstischen und natürlich im Dreck.
In Djidjé, dem Viertel der Vorschule, sind kleine (oder große) Wildschweine ein vertrautes Bild. Und wenn sie mal richtig schön groß und ansehnlich vollgefressen sind von all dem Abfall, der hier zur Genüge zu finden ist, dann geschieht Folgendes: Eine Handvoll Männer rottet sich zusammen, jagt dem Schwein nach und bringt es auf das Motorrad geschnallt zum Schlachten.

Auch Viehwirtschaft sieht hier etwas anders aus, bedenkt man die Tatsache, dass hier kaum Weiden zum Grasen zur Verfügung stehen. Also führt der Besitzer seine Kuhherde kurzerhand auf einen recht frisch aussehenden Kreisverkehr, wo sich die Herde gemütlich vollfrisst an dem bisschen Grün und dem vielen Müll.
Wenn Kreisverkehre recht groß ausfallen, werden sie u.a. als öffentlicher Fußballplatz von der Bevölkerung Cotonous genutzt.

Die tägliche „sieste“
Sie wird hier von so gut wie jedem, der es sich leisten kann, eingehalten, natürlich auch von den ZEM-Fahrern, den sogenannten „kékénos“. Mangels Zeit sich zu Hause ins eigene Bett zu legen, stellen sie ihr Motorrad ganz einfach am Straßenrand unter einen Baum und machen es sich für ihr kleines Nickerchen darauf gemütlich. Den Trick, wie sie entspannt und ohne das Gleichgewicht zu verlieren auf den schmalen Motorradsitzen schlafen können, hab' ich noch nicht ganz herausgefunden.

Ananas von den Straßenverkäuferinnen
Ist hier jemanden zu Fuß unterwegs, dann sind das meist tüchtige Frauen, die ihre Waren anpreisen. Denn um hier eine Ananas, Wasser, Tomaten, Chili oder auch Stoff, Unterwäsche und Ähnliches zu kaufen, muss man nicht zwingend auf den Markt gehen. Ihr großes Tableau auf dem Kopf balancieren die Frauen und Mädchen geschickt ihre schweren Waren durch den Verkehr, das Gewusel und das bunte Treiben rund um sie herum. Einmal kurz gepfiffen und eine Verkäuferin bleibt stehen. Und schon bekomme ich meine Ananas für 15 Cent, geschält und geschnitten wohlgemerkt.

Vor meiner Abreise bekam ich oft zu hören, ich solle jetzt noch gut und viel essen, denn „da unten“ werde ich sonst abmagern. Ich kann jedem versichern: Das Gegenteil passiert! Selbst wenn ich nicht jeden Tag morgens, mittags und abends fix versorgt würde, könnte ich mich an jeder Straßenecke für nicht mal 50 Cent vollkommen satt essen, sei es mit Reis, gefülltem Baguette, Bohnen, „igname“ (kartoffelähnliche Wurzel), „aloco“ (frittierte Kochbananen) oder „pâte“ (maisgriesähnlicher Brei) und natürlich überall mit einer guten Portion „piment“, Chili!

Mein kläglicher Versuch, diesen Alltag zu schildern, kommt lange nicht an die Wirklichkeit heran, leider. Wer wissen will, wie es hier wirklich ist, der muss den weiten Weg nach Afrika auf sich zu nehmen! Die Erfahrung ist es alle mal wert!

(Nathalie Schachinger)

Mit einem Tableau auf dem Kopf balancieren die Frauen und Mädchen geschickt ihre schweren Waren durch den Verkehr.
Bei der Schneiderin.
Beim Friseur.

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